Der maritime Hund

…oder warum der Januar kein guter Zeitpunkt ist, um sich einen Hund anzuschaffen!

Ich glaube es war einer dieser dunklen Momente in denen ich wiedermal vom Menschsein so gründlich die Nase voll hatte, dass sich aus (un)heiterem Himmel der Gedanke in mir manifestierte ich sollte mir einen Hund anschaffen!

Eigentlich wollte ich einen dieser Modehunde, die dauernd röcheln als hätte man sie in einer Sauna vergessen, einen eher triefäugig als tiefgründig anstarren und nach jedem dritten Schritt vorwurfsvoll stehen bleiben, als wollten sie sagen „du weißt aber schon noch wie es nach Hause geht?!“

Gut, ich besann mich und fuhr ins nächste Tierheim. Schließlich gibt es schon genug vom Mensch enttäuschte Wesen und im nächsten sozialen Anflug sagte ich mir besinnend, „man bekommt immer den Hund den man braucht und nicht den, den man will!“ (Zitat)

Ich hatte von einer 4jährigen rumänischen Straßenhündin gelesen. „Sehr in sich ruhend, scheu, sucht ein ruhiges Zuhause; Zum Spazierengehen müsse man sie noch etwas überreden…

„Überreden“ war eine dolle Untertreibung! Nachdem mich jeder mögliche Kandidat beschnuppert und abgeschleckt hatte und ich mich endlich zu ihr durchgekämpft hatte, stand Foxy (den Namen gab man ihr wegen dem rötlichen Fell) immer noch völlig desinteressiert herum und sah angestrengt in die andere Richtung!

Die Betreuerin legte ihr ein Geschirr um und wies mich hoffnungsvoll an es doch „mal zu versuchen“.

 

Es läuft ja immer anders als man sich das denkt, aber in dem Fall lief jeder der anderen Hunde mit, meinem Mann die Nase, mir meine Zuversicht davon, nur Foxy lief nicht!

Es hat etwas unwirkliches, bei gefühlten minus 20 Grad, eine Art Flunder hinter sich herzuziehen, einem „…kann mich eigentlich hier jeder mitnehmen-Blick“standzuhalten und dabei beruhigend langsam (weil mir gerade die Zunge an die Zähne friert) diesen Zitteraal im Rochenformat anzusäuseln!

Nach 10 Metern gab ich auf und ging (sie flutschte) wieder zurück.

Befreit von der Leine, begab sie sich schleunigst aus meinem Wirkungskreis (flutschte wie eine Muräne um die nächste Hundehütte)

Die Betreuerin dachte sich bestimmt, die sehe ich nie wieder und irgendwie dachte ich das auch…

 

Nach drei stark schlafeingeschränkten Nächten, trieb es mich erneut zur Besuchszeit dort hin, ich könnte doch mal schauen und da gab‘s doch so viele andere, nette, aufmerksame…

Doch oh Wunder, trotz dem ganzen Trubel von Hunden und Leuten, bahnte sich meine Flunder, bedächtig aber zielstrebig, ihren Weg auf mich zu und ließ sich für eine halbe Sekunde von mir streicheln.

(meine erkaltete Wirbelsäule krachte dabei beachtlich, wie flach kann sich dieses Viech eigentlich noch machen!)

 

Als sich der Platz langsam leerte und nur noch ein paar Exemplare herumstreunten, sprang sie auf einen Tisch und beäugte mich intensiv. Ich ging in die kalten Knie, sah intensiv zurück und kraulte kurz ihre Brust.

(dieses exotische Meereswesen mit Pelz war tatsächlich eine wunderschöne Hündin)

Ich hörte auf und hielt mich am Tisch ein, weil sich meine Beine irgendwie bröselig anfühlten, als sie, wohl in einem Anflug von nie gekannter Courage, ihre Pfote hob und sanft auf meine Finger tippte um sie sofort wieder zurück zu ziehen.

Zwei goldene Augen, eine weiche braune Schnauze aus der unsicher kalte Luft blies, ein sanftes Hecheln als meine Knie beim Aufstehen krachten und es war passiert… die oder keine!

(dieses Hecheln war ein Lachen, jede Wette, aber das sah ich da noch nicht so…)

 

Dieses Mal lies ich mich nicht beeindrucken, von wegen armer Hund und so, zwei, drei kurze aber bestimmte Züge an der Leine und wir beide marschierten Seite an Seite, aufrecht los, wie einst Fremdenlegionäre in die Heimat.

Mein Mann staunte Bauklötze, wobei er zugab, dass er sich nicht sicher war wer ihn mehr verblüffte. Seine Frau, die manchmal nur extrem kurzschrittig und langsam voran kam, oder die vermeintliche Flunder, die plötzlich mitlief als wäre sie ein Film Hund, der wiedermal brennende Schafe retten musste!

 

Zwei Tage später, nach Erledigung der ganzen Formalitäten, hievte ich meine Lady ins Auto, dann wieder raus und zuletzt ins Haus, weil bei dieser ganzen Aufregung wohl doch das körperliche Bewusstsein für Beine und deren eigentlichen Funktion abhandenkommen kann.

Als sie ca. 5 Stunden ihren Couch-Wand-Platz beleidigt besetzte, überlegte ich mir einen neuen Namen für sie, vielleicht Arielle oder Undine, oder „unter-dem-Teppichreiniger“ wäre allzupassend!

Nach drei Tagen blieb es bei Foxy, denn sie ist ein schlaues Füchslein, zu schlau…der Hundehimmel stehe mir bei!

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